Liebe Freunde und Geschwister im Geiste,
zuerst einmal möchte ich mich bei euch allen bedanken und freue mich gleichzeitig sehr darüber, dass ihr heute hier seid um bei meiner Taufe dabei zu sein.
Wenn ich darüber nachdenke, wie ich zum Glauben gefunden habe, muss ich wahrscheinlich bei meiner Kindheit beginnen. Zwar bin ich katholisch getauft worden als Baby, hatte aber ansonsten nicht viele Berührungspunkte mit dieser Gemeinschaft – natürlich bis auf die üblichen Feiern zur Kommunion und Firmung.
Was mir aber immer in Erinnerung geblieben ist, ist die Aussage meiner Mama – und zwar „dass sie an Gott glaubt, aber nicht an die katholische Kirche“. Ich kann mich auch noch sehr genau an meiner ersten „Erfahrungen“ mit dem Beten erinnern, wenn man diese als solche bezeichnen möchte.
Mein Wunsch war damals, dass eine ganz bestimmte Situation eintritt und dafür habe ich in meinem jugendlichen Eifer gebetet – nur dass dann leider genau das Gegenteil eingetreten ist. Und daraufhin hat mein Kopf gemeint, er hat jetzt verstanden wie das mit dem Beten und der Erfüllung des Gebets funktioniert. Denn von da an habe ich genau um das Gegenteil von dem gebetet was ich eigentlich wollte. Und ich muss sagen, es hat auch sehr oft funktioniert.
Rückblickend betrachtet ist mir natürlich klar, warum das geklappt hat; denn Gott kennt mein Herz und weiß am besten was ich wirklich in jeder Situation benötige.
Daraufhin habe ich mich lange Zeit nicht bewusst mit meinem Glauben auseinandergesetzt, da er in meinem Leben nicht relevant war und ich dahingehend auch nichts vermisste – er nahm schlichtweg keinen Raum in meinem Leben ein und ich hatte auch keinen Bedarf dafür.
Beten – mit Gott reden wie mit einem Freund
Das hat sich aber schleichend geändert, als ich Stefan kennengelernt habe und wir uns während des Spendenlagers zur Flut 2013 angefreundet haben. Er hat mir meine erste Bibel geschenkt, die er zu der Zeit vor dem Müllcontainer bewahrt hatte. Und so setzte ich mich immer mehr mit dem Thema auseinander. Nicht dass ich angefangen hätte viel in der Bibel zu lesen, eher unterhielt ich mich täglich mit Gott, legte ihm meine Gedanken vor und wollte ausloten was es mir „bringt“ und was es damit auf sich hat. Ich sprach mit ihm wie mit einem Freund.
Und nachdem ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass nichts aus Zufall passiert, hat mich das zarte Pflänzchen meines Glaubens durch eine schwere Zeit gebracht. Nämlich als ich mein damaliges Studium vermasselt hatte, mich von meinem damaligen Freund trennte, so ziemlich meinen kompletten Freundeskreis verlor und meine Mama sich scheiden ließ.
Bekanntlich kommt ja immer alles geballt und das war in diesen Wochen ebenfalls so. Ich wusste wortwörtlich nicht wohin, was ich mit meinem Leben anfangen solle und fühlte mich verloren.
Aber ich habe angefangen zu beten und sehe mich heute noch vor mir wie ich die Fakultät der Uni verließ kurz nachdem mir gesagt wurde, dass das Studium dort für mich vorbei ist – um Fassung bemüht und mit rasenden Gedanken.
Doch ich habe mich Gott übergeben, gesagt er soll mir den Weg zeigen, denn ich bin am Ende und sehe keine Perspektive. Und so schob ich mein Fahrrad und führte das ein oder andere Telefonat – auch mit Stefan, der für mich da war und ebenfalls für mich betete.
Ich kann gar nicht mehr genau sagen wie schnell sich daraufhin neue Wege für mich ergeben haben – 2-3 Gespräche und ein paar Tage später hatte ich wieder eine Perspektive und einen Plan wie es weitergehen sollte.
Die Erfahrung, dass alles gelingen kann
Ich kam zurück nach Deggendorf, habe ein neues Studium angefangen und konnte einem Nebenjob nachgehen – nachdem es finanziell auch nicht leicht zu stemmen war – Danke dafür, Rainer!
Es wäre gelogen jetzt zu behaupten, dass von da an alles wie am Schnürchen lief. Denn auch im Laufe des neuen Studiums gab es Situationen in denen ich nicht mehr weiterwusste und es theoretisch gesehen auch nicht mehr weiter ging. Doch ich hatte schon einmal die Erfahrung gemacht, dass alles gelingen kann, scheint es auch noch so unmöglich, wenn ich mich vollkommen an Gott übergebe und ihn die Strippen ziehen lasse.
Und ich wurde nicht enttäuscht – jeden Weg, der mir wie eine Sackgasse erschien, konnte Gott auflösen und hat mir mehr Vertrauen ihm gegenüber geschenkt. Sodass ich auch mein Studium erfolgreich abschließen konnte und sofort eine Festanstellung fand.
Mein erster Sabbat
Als ich nach Deggendorf zurückkam, hat es mich natürlich auch mal in die Gemeinde verschlagen. Meinen ersten Sabbat habe ich in Form der Taufe von Katrin an der Donau erlebt, wobei mir das Ganze schon etwas suspekt war. Viele Leute haben sich bei mir vorgestellt, mir wurde ein Liederbuch in die Hand gedrückt, dann haben wir an der Donau gesungen und Katrin wurde getauft.
Mittlerweile setzte ich mich auch mehr mit der Bibel auseinander und kam regelmäßiger in die Gemeinde. Ich verstand Dinge wie den Sabbat oder das Abendmahl und vieles verstand ich auch nicht – wie zum Beispiel warum Gott Herzen verhärtet. Aber Isolde, Hermann und Stefan standen mir mit Rat und Tat zur Seite und ich verfolgte gerne die Diskussionen, um mir einen Überblick zu verschaffen und die Zusammenhänge zu verstehen.
Beobachterposten
Doch der Entschluss mich taufen zu lassen, ließ ein paar Jahre auf sich warten. Das lag vermutlich an dem Beobachterposten, den ich gefühlt in der Gemeinde immer hatte – ich war da, wurde aber nicht gesehen. Was vielleicht auch gut war, denn es hat mich nie jemand gedrängt mich taufen zu lassen, eine Entscheidung zu treffen. Obwohl mir immer klarer wurde, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Denn wenn ich keine Entscheidung für Gott treffe, bin ich automatisch gegen ihn. Und so erwachte ich aus meiner Unsichtbarkeit und wollte ein aktiveres Glaubensleben.
Meine Entscheidung zur Erwachsenentaufe
Als wir dann an einem Sabbat in der Passauer Gemeinde waren, hat unser Prediger Matthias etwas von einer Taufklasse erwähnt. Woraufhin ich ihm kurz und knapp zu verstehen gegeben habe, dass ich da gerne dabei sein möchte. Und so stehe ich jetzt ein paar Monate später hier mit euch und bin dankbar für jede Erfahrung, jedes Gespräch und jede Weggabelung, die mich hierhergeführt hat!
Amen.
Psalm 143, 8: Lass ich am Morgen hören deine Gnade, denn ich vertraue auf dich! Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele!